Maritim 4.0: Mehr als nur ein Lippenbekenntnis

    Mit dem BMBF-Forschungsprojekt CleanMarine4.0 ist auch das Maritime Zentrum Flensburg in das Themenfeld „Maritim 4.0“ eingestiegen.

    Mit Hilfe der Fördermittel des CleanMarine4.0-Projektes werden derzeit schiffstechnische Anlagen und zugehörige hochmoderne Automationssysteme rund um den schweröltauglichen Forschungsmotor FOMO4524 am Forschungsstandort Flensburg/Kielseng errichtet. Ein wesentliches Projektziel besteht darin, die zunehmend komplexer werdenden interagierernden Antriebs- und Nachbehandlungsanlagen mit Hilfe einer übergeordnete, vereinfachte Leittechnik auszustatten, die den Betriebsingenieur in höherem Maße unterstützt und entlastet, als dies bei heutigen Anlagen üblich ist.

    Ein ähnlicher, aber noch umfassenderer Ansatz wurde unabhängig davon im Rahmen eines Arbeitskreises des VDMA gewählt: Dort wird derzeit ein aus der Prozesstechnik abgeleiteter Automatisierungsstandard namens MTP (MTP: Module Type Package) für maritime Anwendungen angepasst und über ein VDMA-Einheitsblatt als Norm festgeschrieben. Neben den Betriebsingenieuren soll MTP auch den Komponentenherstellern, Teilsystemherstellern/OEM, Systemintegratoren und Werften sowie weiteren Stakeholdern erhebliche Vorteile bringen. Durch verschiedene Standardisierungsmaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen erleichtert MTP nicht nur die Abstimmung verschiedener Automationssysteme unterschiedlicher Hersteller. Gleichzeitig werden mit MTP Informationen an die übergeordneten Prozessleittechnik übertragen, die beim Systemintegrator heute noch von Hand mit erheblichem Zeitaufwand und Fehlerpotential eingepflegt werden müssen. Eine weitere Neuerung besteht in der Einführung von Diensten zur Auslösung komplexer Prozessfolgen und einer übergeordneten Prozessleitebene. Diese übergeordneten Ebene soll sich im Wesentlichen auf die Auslösung der Dienste und Anzeige allgemeiner Statusmeldungen beschränken und so auch komplexe Systeme für den Bediener übersichtlich halten.

    Auch bei der MTP-Initiative ist das Maritime Zentrum der Hochschule Flensburg neben zahlreichen namhaften Firmen vertreten. Zum einen unterstützt die Hochschule das Projekt durch aktive Mitarbeit in der VDMA-Arbeitsgruppe und im Redaktionskreis des VDMA-Einheitsblatts. Zum anderen wird der Forschungsstandort Flensburg/Kielseng dafür verwendet, um reale Funktionsbeispiele für die Umsetzung des maritimen MTP-Standards an typischen schiffstechnischen Anlagen zu erproben und später auch einem breiteren Publikum vorzustellen.   

    Parallel zur Erarbeitung des Standards erfolgten bereits erste Schritte an die Öffentlichkeit. U.a. auf der Maritim 4.0-Konferenz von  Schiff & Hafen und auf der SMM wurde der neue Standard bereits vorgestellt und mit dem Fachpublikum diskutiert. Ziel solcher auch in Zukunft geplanten Veranstaltungen sowie der informativen MTP Landing Page des VDMA ist es, den Kreis der Interessenten auszuweiten und nach den ersten Erprobungen auch die Zahl der mitwirkenden Firmen deutlich zu erhöhen. Die starke Resonanz auf beiden Veranstaltungen gibt Grund zur Hoffnung, dass sich der MTP-Standard zu einem echten Erfolgsmodell entwickeln kann.