„Sulfur Cap 2020“ – Erwartungen aus Sicht einer Reederei

Christoph Gessner
CPO Containerschiffreederei (GmbH & Co.) KG

Ab 2020 dürfen Schiffe auf hoher See nur noch Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von 0,5 Prozent
(Low sulfur fuel oil - LSFO) statt bisher 3,5 Prozent (High sulfur fuel oil - HSFO) verbrennen oder müssen
alternativ die Abgase vom Schwefel reinigen. Ab März 2020 dürfen Schiffe ohne Abgasreinigung kein
HSFO mehr an Bord haben. Daher müssen die Reedereien die an Bord vorhandenen Bestände von
HSFO möglichst genau bis zum Jahreswechsel verbraucht haben, um nicht zu früh teureres LSFO zu
benutzen bzw. ab dem 1. Januar 2020 eventuelle Restbestände des HSFO als Abfall kostenpflichtig zu
entsorgen.


Die CPO Containerschiffreederei fungiert zum einen als Schiffseigner, verchartert Schiffe an die
Linienreedereien und führt Fremdschiffsmanagement für Schiffe bei diversen Eignern durch. Im
Januar 2019 wurde ein Projektteam für den „Sulfur Cap“ benannt. Ein technischer Inspektor wurde
für diese Aufgabe zusätzlich komplett freigestellt. In wöchentlichen bzw. monatlichen Treffen im
erweiterten Kreis (CPO Tanker, BBG, Inspektion, Einkauf, Controlling, Operating, Crewing) werden
die Arbeitsergebnisse in der Reederei kommuniziert und Arbeitsaufträge verteilt.


Für die Vorbereitung dieses Projektes wurden die Empfehlungen der Motor-, Kesselhersteller,
Brennstoff- und Schmieröllieferanten herangezogen. Die technische Ausstattung der Flotte, z.B. in
Bezug auf Filter, Tankkapazitäten und -anordnung zusammengestellt. Die Charter- und
Shipmanagementverträge sind auf entsprechende Klauseln untersucht worden. Danach wurden die
Kommunikationslinien und Verantwortlichkeiten festgelegt. Für jedes Schiff wurden die Daten zum
Brennstoffsystem und Eignung für die verschiedenen Brennstoffe in einer „Bunker Ability Card“
zusammengestellt. Zusätzlich wurde der Wärmehaushalt der Schiffsklassen untersucht.
Reinigungsmethoden für die Tanks diskutiert und Preisanfragen verschickt.


Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Gespräche mit den Linienreedern und anderen Eignern initiiert
worden, die Tankreinigungen sind im Gange und eine permanente Überwachung gestartet. Die
hierbei aufgetretenen bzw. identifizierten Probleme werden vorgestellt.


Fazit: Die kostengünstigste und gesetzeskonforme Umstellung auf die niedrigschwefligen Brennstoffe
wird nur möglich sein, wenn die Linienreeder, Schiffseigner und Schiffsmanager einen gemeinsamen
Plan verfolgen, auftretende Abweichungen gemeinsam angehen und bereit sind, ein Risiko in Bezug
auf zu hohe Brennstoff- oder Entsorgungskosten gemeinsam auf sich zu nehmen. Die Kommunikation
zwischen der Besatzung an Bord und dem Schiffsbetreiber muss hierzu festgelegt sein und
Kompetenzen müssen klar geregelt werden.

 

Download Kurzfassung